Mrs. Willmott´s Rosen

 

 

 

 

Sie blühen. Sie verwelken. Sie sind rücksichtslos. – In Mrs. Willmott´s Rosengarten entfaltet sich die anwesende Gesellschaft in aller Pracht und Herrlichkeit. Lustvoll wühlen sie im Dreck, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Neben Schönheit, Macht und Geld hat auch das Morden seinen Platz in diesem Garten. Kleine Extravaganzen.

 

 

 

 

 

Lausche gold in meinem Garten

süße Träume schickt der Krieg

 

Hör ich auch am Grab die Stimmen

Blumen kränz ich eurem Sieg

 

Nimm die Schale meiner Früchte

Herr der Rosenrepublik

 

 

 

 

 

Zwischen Mythologie und der Welt der Finanzmärkte

 

Rosen haben schon manche – und manchen – verzaubert. Dichter und Komponisten wünschten sich ihre Grüße "wie Duft der Rosen", "dunkelrote Rosen" gehören in der Kunst wie in der Kneipe zum selbstverständlichen romantischen Repertoire. Von Rosen als Hauptfiguren in Theaterstücken hat man bisher allerdings weniger gehört.

 

Man kann sich auch nur schwer vorstellen, dass irgendjemand diese Tatsache ernsthaft bedauert hat, denn es liegt auf der Hand, dass die Rose literarisch eher zur Lyrik, in Einzelfällen vielleicht auch zur Prosa, keinesfalls aber zur Dramatik tendiert. Die Mainzer Stückeschreiberin hat dennoch versucht, das dramatische Potenzial der Rose zu ergründen. Vergeblich.

 

In der Alten Patrone führte jetzt die Theatergruppe "Part of …" Silvia Kiefers neues Stück " Mrs. Willmott´s Rosen" auf. Vier Bewohnerinnen aus dem Rosengarten werden dem Publikum eingehender präsentiert, und alle sind die herrlich und aufwendig gekleidet. Das originell gefertigte Programm bleibt mit seinem geblümten Deckblatt im Stil der Schauspielerinnen-Garderobe.

 

In optischer Hinsicht gibt es an diesem Abend viel zu bestaunen und zu bewundern. Und trotzdem sind die Darsteller eher zu bedauern, da sie zwar mit großem Engagement bei der Sache sind, sich letztlich aber an einem kaum bühnentauglichen Text die Zähne ausbeißen müssen.

 

Dialoge finden eigentlich nicht statt, weil man den Austausch von gesucht originellen Parolen dafür zu halten scheint, und die ellenlangen Monologe lassen wünschenswerte Qualitäten wie Stimmungsdichte oder wenigstens Gedankenschärfe vermissen. Es ist kaum möglich, den Überblick zu behalten und den Figuren bei ihren Ausflügen in Mythologie, Küchenpsychologie und die Welt der internationalen Finanzmärkte zu folgen.

 

Nun muss allerdings ein unverständliches Stück keineswegs ein schlechtes Stück sein, ein guter Theaterabend wirkt ja oft mindestens genauso stark über seine Atmosphäre wie über seinen Text. Umgekehrt ist Rätselhaftigkeit allein aber noch kein Qualitätsmerkmal, und was der Zuschauer von einer Aufführung mindestens erwarten darf, ist ein Anstoß, sich mit den Rätseln und Ungereimtheiten des Textes auseinander zu setzen.

 

Bei der Premiere gab´s gleichwohl großen Jubel für alle Beteiligten, und sofern er der Bühnenmusik galt, wollte man gerne einstimmen. Günter Stockebrand hat sich eine schöne, stimmungsvolle Bühnenmusik ausgedacht und spielt sie selbst am Klavier, zusammen mit Saxophonist Marc Träbert und Percussionist Jan Kleinschnieder.  

 

Schrieb Roland Furch in der Mainzer Rheinzeitung

 

 

 

 

 

Pimpinella: Die Larven schmecken fad …

 

La Royale: Das Kind hat recht! Die Larven schmecken fad!

 

– Wir hatten lange keine Leiche mehr im Garten. Überall Krieg, aber kein Krieg, der uns den Boden düngt! – Ein kleines Gemetzel möcht ich schon noch anzetteln – Nahrung für die nächsten Jahre. Satte, fette Jahre …

 

– Wie lange ist es her, dass Blut von starken Männern meine Blüte vorantrieb? – Ein Zweikampf hier, ein Zweikampf da … ich habe es ganz deutlich vor Augen. Und fallen in meine Arme – getroffen, durchbohrt, in Stücke gehauen … Das Fleisch von jungen Helden wird meinem Stoff erst die würzige Frische geben, und meine Wurzeln kultivieren …

 

Margeaux: Und wieder sollen Kinder sterben?!

 

La Royale: Man wird es nicht verhindern können!

 

Margeaux: Das Blut von Kindern macht den Boden traurig!

 

La Royale: Und Tränen von heulenden Frauen machen den Boden sauer!

 

Margeaux: Ich warne dich! Ein Tropfen Blut von einem Kind und das Erdreich ist verseucht! Nichts könnte mehr wachsen, nichts gedeiht! Alles verdirbt …

 

 

 

Es spielten:

 

La Royale – wie eine frei stehende Rose / Heike Netscher

Cinna – wie eine Kletterrose an der Hauswand / Julia Althoff

Margeaux – wie ein Rosenbusch / Steffi Amberger

Pimpinella – wie eine Rosenranke / Christine Kapp

Louis – ein junger Mann / Stefan Schenkel

Mrs. Willmott – eine Rosenliebhaberin / Konrad Dorenkamp

Mr. Willmott – ein pensionierter Börsianer / Konrad Dorenkamp

Gartenzwerg – wie ein Dr. phil. / Yves Bandosz

 

 

Text und Inszenierung / Silvia Kiefer

Projektleitung / Heike Netscher

Kostüme / Hede Netscher

Maske / Renée Tovar

Licht / Yves Bandosz

Programmheft / Heike Netscher

Layout / Mario Zimmermann

 

Musikkompositionen / Günter Stockebrand

Flöte / Marco Lather

Saxophon / Marc Träbert

Violine / Abigail Katona

Bratsche / n.n.

Cello / n.n.

Percussion / Jan Kleinschnieder

Klavier / Günter Stockebrand

 

 

 

"part of … " – freies Theaterensemble hatte Premiere am 7. November 1999 in der Alten Patrone in Mainz, weitere Aufführungen am 9., 11. und 14. November und am 13. November 1999 im Kulturhaus KREML, Zollhaus.