Guten Abend, gut Nacht!

 

Eine Revue der Untergänge

 

 

Platos Sexartikel-Versand geht pleite. Sein treuer Angestellter Aristoteles versucht, die Welt seines Chefs zu retten: Platos Geschäftspartner Augustinus und Nietzsche müssen beruhigt, Platos Mutter Rousseau diplomatisch ertragen werden und die zwielichtigen Geschäftsnymphen Pico, Della und Mirandola gilt es auszuschalten. Mit Hilfe der Nutte Hobbes versucht Aristoteles den geschäftlichen wie menschlichen Bankrott aufzuhalten.

 

 

 

Ich wurde immer wieder gefragt, warum die Protagonisten Namen von berühmten Philosophen aus den unterschiedlichsten Epochen tragen und wie es zur Namensgebung kam. Die Figuren und das Stück, das durch ihr Handeln und Sein entstand, waren zuerst da. Sie haben sich im Rotlichtmilieu angesiedelt, haben sich ihre Dialoge gegeben und am Schluss ihre Namen gesucht, und schließlich in den großen Philosophen wiedergefunden. Mir wurde klar, dass ich die Philosophen in einer rückwärts erzählten Philosophiegeschichte an diejenigen Orte und Themen führte, die sie in ihrem Denken transzendiert und geistig überschritten hatten: zu Frauen und Männern, Geschäftemacherei und Liebe, zu Arbeit und Geld. Abstrakt waren sie immer in diesen Dingen, ich führte sie konkret in Maske und Kostüm dahin zurück. Und ließ sie scheitern. Ziemlich banal, aber es war Theater und es sollte Spaß machen.

 

 

 

Pressestimmen

 

Schön schräges Theater! Das kann ja heiter werden! Kitsch und Brutalität. Dildos mit Haferkeksgeschmack. Treppe spiegelt das Leben. Inhalt und Form beißen sich: Das brutale Milieu, in dem bittersüße Dialoge geführt werden, steht im Gegensatz zum Showcharakter der Aufführung. Auf einer Revuetreppe, die vier Ebenen miteinander verbindet, steigen die Figuren – wie im wahren Leben – auf und ab. Hier wird gesungen und getanzt, gestritten und gelitten. Als eine zentrale Fragestellung lässt sich vielleicht ein Zitat aus dem Stück ausmachen: "Wie funktioniert der Mensch im Netz der Wirtschaftsspinne?"

 

 

 

– Erfolgreich! – Möchte man meinen…  Erfolgreich! – Auch du hast Anlass zu Hoffnung gegeben, mein Sohn! (Rousseau, seine Mutter, spricht)

 

– Hat er nicht die wunderschönsten Fäden gesponnen? – Hinaus in die Welt … – Was hockst du da am Boden und heulst?!

 

– Du bist bankrott! – Was sagt man dazu … Mein Gott, die Titten dieser Welt haben dir zu Füßen gelegen und was machst du?! – Gehst mit deiner Frau am Busen der Natur spazieren, während die Menschheit nach Silikon verlangt.

 

– Du hast deinen Auftrag vernachlässigt! Die Auftragslage hätte dein kaufmännisches Herz vor Freude hüpfen lassen müssen. Aber er spielt Blinde Kuh …

 

– Weiß er denn überhaupt, was um ihn herum passiert?! – Plato! – ?? – Dann iss wenigstens deinen Teller leer …

 

 

 

… Rousseau, Platons Mutter und Bordellchefin, herrlich verdorben gespielt von Steffi Amberger, übt Druck auf ihren Sohn aus, er möge doch zur Vernunft kommen und das Geschäft retten. Doch sämtliche Versuche schlagen fehl. Am Ende steht der totale Bankrott. Licht am Horizont: Platon und Hobbes, eine Hure, die von ihrem Zuhälter verlassen wurde, finden zusammen und Aristoteles bleibt auch bei der Stange.

 

Am Ende steht also ein Neubeginn. Auf intellektueller Ebene ist dem Stück nicht beizukommen, es sei denn, man diskutiert dessen Absurdität. Nein, das Stück soll eine Revue sein, es will sich an seinem Unterhaltungswert messen lassen. Immer wieder wird der Spielfluss von Songs der Marke extraplatt unterbrochen, die das Ensemble im Playback auch wunderbar umsetzte. Das Stück ist deshalb bei weitem nicht inhaltsleer. Silvia Kiefer spannt den Bogen sehr weit, bisweilen überspannt sie ihn.

 

Rafael Pinhas in der Rhein-Main-Presse

 

 

 

 

Premiere feierte "part of … " – freies Theaterensemble am 10. Juni 2001 in der Alten Patrone in Mainz. Weitere Aufführungen fanden statt am 13. und 16. Juni und noch einmal am 20. Oktober 2001 in Darmstadt, Theater Moller Haus.

 

 

 

Es spielten:

 

Plato, Chef eines Erotik-Versandhandels / Michael Bung

Aristoteles, Kaufmännischer Angestellter bei Plato / Stefan Schenkel

Hobbes, eine Nutte / Heike Netscher

Rousseau, Geschäftsfrau und Puffmutter / Steffi Amberger

Pico, Business Woman / Steffi Keppler

Della, Business Woman / Christine Kapp (in Darmstadt vertreten von Silvi Weiskopf)

Mirandola, Business Woman / Patricia Johannbroer

Augustinus, Inhaber eines Sex-Shops / Tobias Jung

Nietzsche, Exporteur für pornografische Produkte / Konrad Büttner

 

Text, Regie / Silvia Kiefer

Projektleitung / Heike Netscher

Licht / Bernd Lauer

Kostüme / Hede Netscher

Plakate, Flyer / Matthias Frey

Fotos / Bettina Nieke

Druck / Druckerei Heintze