Der Hund will nicht laufen

 

 

 

Nein, es geht um Menschen – um Liebe und Verletzung. Verschiedene Lebensentwürfe prallen aufeinander, reiben sich, ohne dass die Frage nach Schuld und Moral eindeutig zu beantworten wäre …

 

Im Mittelpunkt der Träume, Wünsche und Sehnsüchte auf einer kleinen französischen Insel steht der junge Dichter Gamin. Um ihn herum entspinnt sich ein Königsdrama aus Hoffnungen, Intrigen und enttäuschten Erwartungen.

 

 

 

Es spielten:

 

Gamin / Michael Bracko

Fillette / Christine Kapp

Marie-Claire / Patricia Johannbroer

Ma Mere / Heike Netscher

Pere Chateau und Monsieur Clarence / Konrad Dorenkamp

Strandleute / Steffi Amberger, Michael Kasper, Stefan Schenkel, Renee Tovar

 

Text und Inszenierung / Silvia Kiefer

Mitarbeit / Heike Netscher

Kostüme / Hede Netscher

 

Musik

Doris Heinrich / Flöte

Horst Müller / Akkordeon

Thomas Duffner / Gitarre

Jens Langer / Bass

 

 

 

 

Einmal im Jahr, am siebenten Mond, versammeln sich auf der Insel am südlichen Ufer die Strandeinsamen …

 

Die Steinfänger und Flutwerfer, die Wolkensammler und Muschelsucher vom Tage sind spurlos verschwunden. Nur noch eine Handvoll Ankerrassler vertreibt sich die Zeit mit schmutzigen Meerjungfrauenwitzen.

 

Man wartet, bis auch sie gegangen sind, um einem ganz besonderen Ereignis zu lauschen.

 

Endlich erscheint, spät in der Nacht, unter Sternengeschrei, der Dirigent. Die Wasserleichen tauchen auf, langsam, eine nach der anderen.

 

In tiefer Verbeugung umhüllt sie tosender Applaus.

 

Aber nur in dieser Nacht verlassen die Wellensänger das Meer und geben an Land ein berauschendes Konzert für die Alleinzurückgebliebenen.

 

 

Die Premiere des neuen Stückes fand am 14. Mai 1999 in der Kulturfabrik Alte Patrone in Mainz statt. Die ehemalige Munitionsfabrik zeigte sich mit diesem Stück nach ihrer Renovierung das erste Mal einer breiten Öffentlichkeit als neuer Veranstaltungsraum. Weitere Aufführungen von "part of …" – freies Theaterensemble liefen im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz am 15., 18. Und 19. Mai 1999.

 

 

 

 

DIE BEIGE WELT EINES SOMMERS

 

Von Claus Wolff in der Rhein-Main-Presse

 

Beige wie eine Sommersaison an der Atlantikküste. Beige wie die weißen Tasten des chansonetten Akkordeons. Beige wie die unter der Sonne verblassten Sandstrandkörner. Beige wie Frankreich. Es waren die Farben, die bei der Uraufführung … die sinnliche Stimmung vermittelten.

 

"Der Hund will nicht laufen … " tauft Kiefer ihre Studie einer französischen Gesellschaft in den 30ger Jahren, die optisch umsetzt, was der amerikanische Autor Fitzgerald mit seinem "großen Gatsby" auf New Yorks Long Island vorbereitet hatte. Die scheiternde Kommunikation von Figuren, deren Sehnsüchte nur aus ihren Taten, nicht aus ihren Worten sprechen. Eine Welt, die ihre Jugend verloren hat und deren Reife in Träumen verblasst.

 

"Part of …" heißt das Ensemble, das den Text und die Regie der Autorin Kiefer umsetzt. Brillant ist die Mimik und Gestik von Konrad Dorenkamp, der die Doppelrolle des alternden Père Chateau und des englischen Beaus Monsieur Clarence verkörpert. Angereichert mit Musikquartett und Gesang eine komplette Passion …

 

 

 

 

Die verdorbene Idylle am Inselstrand

 

Von Alia Beguicheva in der Mainzer Rheinzeitung

 

Das Interesse des Hundes gilt hauptsächlich dem männlichen Publikum. Er macht den Zuschauern schöne Augen und schwingt verführerisch seinen beigen Designermantel. Und ab und zu will er nicht laufen – der Hund ist eine der komischsten Figuren im Stück.

 

Er will nicht laufen, weil die Menschen um ihn herum verzweifelt und verlogen sind. Sie suchen Liebe und heiraten die Falschen. Sie fühlen sich an der Nase herumgeführt, aber rebellieren nicht.

 

Menschen in schicken Klamotten und vom passenden Mobiliar umgeben spielen die verdorbene Idylle am Strand einer französischen Insel. Wunderbar passt farblich der Backstein in der künftigen Kulturfabrik.

 

Spürbar ist der Einfluss der Romane von Francoise Sagan auf das Stück von Silvia Kiefer. Im Mittelpunkt steht der junge Dichter Gamin (Michael Bracko), zwei Frauen ringen um seine Liebe. Die eine ist seine Tante, die andere offensichtlich zu jung für das Glück von Gamin. Gegen Ende nimmt die Geschichte einen rasanten Verlauf. Innerhalb von 15 Minuten wird der Knoten aufgelöst. Der Dichter der unverständlichen Verse wird samt seiner Tante Marie-Claire (Patricia Johannbroer) während deren Hochzeitsnacht von den Wellen weggespült (Oder haben sich die beiden davongemacht?). Seine junge Verlobte Fillette (Christine Kapp) ist traurig, was die Musik andeuten soll. Aber nicht lange. Mit dem Witwer von Marie-Claire (Konrad Dorenkamp) zieht sie nach England. Die Fragen nach Schuld und Moral sollten, so im Programmheft angekündigt, im Stück gestellt werden. Doch diese Absicht ist im Werk von Silvia Kiefer nicht erkennbar. Man kann nur ahnen, was wohl gemeint sein soll. Besonders deutlich wird es bei den Szenen, die mit wunderschöner Musik aus dem auf der Bühne aufgebauten Pavillon begleitet werden: Sie sind leer. Auch hinter der Seltsamkeit und Unverständlichkeit der Texte ist wenig Inhalt und Ausdruckskraft.