SOAP ON THE MOON – Theater / Filmprojekt
eine schlaflose Nacht
die endlosen Lügen
den Dolch und das Schwert
die Angst in der Brust
die müden Helden
das Brüllen der Löwen
der heimliche Kuss
ein Zittern und Beben
das schwarze Gewand
die ganze Familie
nur Hohn und Spott
das verlassene Haus
die Sterne am Himmel
mit Freude im Herzen
die Kunst des Tötens
die Macht der Liebe
die Lust
der Mond scheint
Part of … freies Theaterensemble hatte Premiere am 30. April 2000 in der Kulturfabrik Alte Patrone, Mainz. Weitere Aufführungen folgten am 4., 14. und 16. Mai 2000. In Darmstadt, Theater Mollerhaus, hatten wir eine Vorstellung am 7. Mai 2000
Soap On The Moon – Projektbeschreibung
Part of … hatte schon einige Jahre die Idee zu einer Neubearbeitung des Stückes "Angie hat Geburtstag" von 1995. In diesem Stück findet eine Geburtstagsparty statt, bei der sich eine Mondgöttin (eine Dreigestalt, verkörpert von zwei Frauen und einem Mann) kommentierend und einmischend unter die Partygäste begibt, die sie nicht sehen kann. Als personifizierte Urkräfte von Geburt, Sexus und Tod macht sie von ihrem Recht Gebrauch, die Menschen zu beeinflussen und in den Verlauf des Geschehens einzugreifen. Wer hat das letzte Wort? Ein Machtkampf auf Leben und Tod.
In der neuen Fassung wurde diese Partygesellschaft ausschließlich als eine Soap Opera über eine Großleinwand eingespielt, während die Mondgöttin auf der Bühne und vor der Leinwand agierte und mit dem Film interagierte.
Eine Mondgöttin schaut fern – Soap On The Moon – Folge 3598. Das Besondere am Filmprojekt (die Dreharbeiten fanden natürlich vorher statt) war, dass die neun Partygäste ausschließlich von den drei Darstellern der Mondgöttin verkörpert wurden – Grundvoraussetzung für die Wiederbelebung des alten Stückes. Denn die Menschen und die Kräfte, die in ihm wirken, konnten im neuen Stück noch deutlicher gezeigt werden.
Zu Beginn des Theaterabends wurde eine weitere Ebene eingebaut. Auf der Bühne kann man eine Filmcrew bei der Vorbereitung zu Dreharbeiten beobachten. Es gibt am Set Filmleute, Maskenbildner, Assistenten und Schauspieler, die erst noch in die Rolle der Mondgöttin schlüpfen müssen. Es soll eine Folge der Soap gedreht werden. Und wieder stellt sich am Ende des Stückes die Frage, wer hat das letzte Wort? Ich kann nur sagen, die Schauspieler hatten das letzte Wort – einfach göttlich, was sie auf die Bühne brachten und im Film zeigten. Ich darf das sagen, weil ich gar nicht oft genug vor den Schauspielern auf die Knie gefallen bin, weil sie meine Stücke spielten. Oder, weil aus meinen Texten Theaterstücke wurden.
Ich hoffe, das Stück wird bald wieder einmal gespielt. Dem Regisseur/der Regisseurin, der/die es auf die Bühne bringt, würde ich empfehlen, noch eine weitere Ebene zu konstruieren. Zu Beginn des Abends sieht man einen Fan, sie oder er kommt zusammen mit den Zuschauern und fällt immer wieder auf die Knie, ein verrückter Fan, der sich in einen der Schauspieler/innen verguckt hat. Oder mehrere Fans.
Es spielten im Film:
Mata, Angie, die Alte, Baby und Französin / Christine Kapp
Champagner, Mirabelle und Angies Kollegin / Heike Netscher
Tödin, Angies Liebhaber, der Alte, Schriftsteller und Cowboy / Konrad Dorenkamp
Regie / Sylvia Rönnberg
Produktion / Heike Netscher
Buch / Heike Netscher und Sylvia Rönnberg
Text und Idee / Silvia Kiefer
Kamera, Licht und Schnitt / Heiko Brand
Musik / Jan Kleinschnieder und Marc Träbert
Ausstattung / Silvia Kiefer und Heike Netscher
Assistenz Kamera, Licht / Yves Bandosz und Dirk Schaal
Double / Stefan Schenkel
Support / Volker Höfner, Patricia Johannbroer, Stefan Schenkel und Jochen Stumpf
Es spielten auf der Bühne:
Die Mondgöttin:
Mata (Geburt) / Christine Kapp
Champagner (Sexus) / Heike Netscher
Tödin (Tod) / Konrad Dorenkamp
Die Filmcrew:
Thomas Hein, Patricia Johannbroer, Stefan Schenkel und Carola Unser
Text und Regie / Silvia Kiefer
Projektleitung / Heike Netscher
Bühne und Technik / Konrad Dorenkamp
Licht / Yves Bandosz
Kostüme / Hede Netscher
Programm / Heike Netscher
Plakat und Flyer / Matthias Frey
Göttlicher Funke in der Seifenoper
Silke Kosbü schrieb in der Mainzer Rheinzeitung:
Ein Mann spielt die Tödin, drei Darsteller ergeben zusammen eine Mondgöttin, der Theaterabend besteht aus Film und Spiel. Dass das alles zusammengeht, zeigt die freie Theatergruppe "Part of …" mit Silvia Kiefers neuem Stück "Soap On The Moon".
Ein ungewöhnliches Opening: Das neue Theaterstück … beginnt mit dem Auftritt einer Mondgöttin, die von zwei Frauen und einem Mann dargestellt wird. Dass menschliches Leben maßgeblich vom Mond beeinflusst wird, glauben nicht nur die Mitglieder der Gruppe "Part of …". Diese klassische These veranschaulichen sie ebenso klassisch mit einem selbst verfertigten Stück.
Das Setting, man merkt es schon am Titel, ist trendy, die Erzählstruktur intelligent und durchaus schlüssig: Ein Filmteam dreht die 3598. Folge der Serie "Soap On The Moon", Arbeitstitel: "Angie hat Geburtstag".
Für den Kameramann (Thomas Hein), die Regisseurin (Carola Unser), den Maskenbildner (Stefan Schenkel) und die Requisteurin (Patricia Johannbroer) bleibt die dreifaltige Mondgöttin unsichtbar. Derweil kann der Zuschauer beobachten, wie Lust, Geburt und Tod, auch genannt Champagner (Heike Netscher), Mata (Christine Kapp) und Tödin (Konrad Dorenkamp), den Verlauf der Serie als Videoprojektion auf der Kinoleinwand (Videoregie: Sylvia Rönnberg), von der Bühne aus bestimmen.
So legt sich jede Stückebene wie eine Folie über die andere. Und weil die drei Darsteller der Göttin auch alle 13 Rollen in der abgefilmten Soap spielen, sieht es so aus, als stecke in jedem auch ein göttlicher Funke.
Die Geschichte: Angie hat am Tag vor ihrem Geburtstag ihren Mann wegen eines Liebhabers verlassen. Ihr Ehemann, ein Schriftsteller, begrüßt daher alleine die geladenen Gäste. Und während man auf Angie wartet, kommt es natürlich zu Spannungen unter den Gästen und Göttern.
… Insgesamt ein sehr anspruchsvolles, ambitioniertes Programm … Zwei Fragen bleiben am Ende dieses Abends dem aufmerksamen Zuschauer: Wofür steht das Krokodil, das – obwohl aufblasbar und aus Plastik – den Osterhasen und den Weihnachtsmann gefressen hat …